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Das Reisebüro Bangemann
Aus Ricklingen und Linden hinaus in die weite Welt
von Horst Bohne
Filiale des Reisebüros Bangemann in der Lister Meile Nr. 78
[Foto um 1970: Horst Bohne]
In Ricklingen gibt es einen Bangemannweg zwischen dem Ricklinger Stadtweg und der Friedrich-Ebert-Straße. Aber das ist nicht „unser" Bangemann, von dem hier die Rede sein soll. Der Bangemannweg wurde vielmehr nach dem Schuhmachermeister, Kirchenvorsteher und Schulvorsteher Friedrich Bangemann benannt. Er lebte von 1853 bis 1929 und wohnte in dem Haus in der Steckerstraße Nr. 17. Dort wuchs auch sein Sohn Heinrich Bangemann auf. Der wiederum arbeitete bei der HANOMAG, die damals der grösste Arbeitgeber der Region war.
„Unser" Heinrich Bangemann war kaufmännischer Angestellter und besorgte in dem "Verkehrsbüro", das 1922 bei der HANOMAG eigens eingerichtet worden war, die benötigten Fahrkarten und Reisepapiere für die Monteure, die Vertreter, die hohe Direktion - oder wenn es denn sonst erforderlich war. Die HANOMAG lieferte schliesslich in alle Welt, und da mussten oft Reisepässe und Einreisevisa besorgt werden. Heinrich Bangemann kannte sich also aus mit dem Reisewesen. Und so fragten ihn denn auch seine Kollegen um Rat, wenn sie Reiseprobleme privater Art hatten.
Das wurde schliesslich so viel, dass Heinrich Bangemann am 23. Juli 1923 seinen Chef anschrieb und ihm nahe legte, wegen des starken Publikumsinteresses doch eine „richtige" Reisestelle einzurichten:
An die
Direktion der H a n o m a g
z. Hd. des Herrn Direktor Mittenzwei
"... Selbstverständlich dürfte sich der Fahrkartenverkauf usw. nicht alles auf unsere Firma erstrecken, sondern diese Einrichtung müsste als öffentliches Reisebüro, also jedermann zugänglich, mit vollständig getrennter Kassenführung eingerichtet werden. Ich bin überzeugt, dass wir hierbei sehr gut abschneiden und gute Überschüsse erzielen würden. ..."
Nun gut, die Direktion schloss sich den Argumenten an und stimmte zu.
Das Geburtshaus von Heinrich Bangemann, Steckerstraße Nr. 17 in Ricklingen
[Foto 2009: Horst Bohne]
Die Keimzelle des Unternehmens: In der Bornumer Straße Nr. 7 war zunächst die Firmenreisestelle der HANOMAG untergebracht. Sie wurde 1923 zum 'Reisebüro HANOMAG' erweitert.
[Foto 2009: Horst Bohne]
Am 1. Dezember 1923 gründete Heinrich Bangemann das Büro unter der Firmenbezeichnung 'Reisebüro HANOMAG'. Die Geschäftsräume waren im Bürogebäude der HANOMAG, Bornumer Straße Nr. 7, untergebracht. Aber dieses Büro war offenbar für die Öffentlichkeit zu sehr abgelegen.
Am 1. Dezember 1925 siedelte man deshalb in die Falkenstraße Nr. 4 um. Nun hiess die Firma 'Lindener Reisebüro', und sie war jetzt unabhängig von der HANOMAG. Das Büro war noch sehr bescheiden. Der Laden konnte nur durch den Hausflur betreten werden, zwei Schreibtische dienten gleichzeitig als Verkaufstresen. Doch der Betrieb florierte. Neben dem Fahrkartenverkauf wurden bereits Gesellschaftsfahrten organisiert. Allerdings kam es oft vor, dass Kunden bis in die erste Etage auf den Treppenstufen sitzen mussten, weil das Ladenlokal für den inzwischen einsetzenden Kundenstrom einfach zu klein war.
1927 konnte im Nachbarhaus Falkenstraße Nr. 6 desselben Besitzers eine Tordurchfahrt zum Laden ausgebaut werden.
1928 wurden bereits 1.800 Teilnehmer mit Sonderzügen zum 10. Deutschen Sängerbundesfest in Wien befördert. Im Jahr darauf, 1929, wurden zweitätige Sonderzugfahrten nach Hamburg mit jeweils 600 bis 800 Personen organisiert.
Am 1. Januar 1930 konnten dann neue Räume in der Falkenstraße Nr. 1/Ecke Deisterstraße bezogen werden. Das Haus gehörte der Deutschen Bank. Im Frühjahr 1931 wurde die Firma in 'Reisebüro Bangemann' umbenannt. Mitte September 1932 wurde ein zweiter Laden im selben Haus hinzugenommen. Im Jahr 1938 wurde das Reisebüro um Lagerräume in der Jacobsstraße Nr. 1 erweitert.
1936 wurde Heinrich Bangemann in den Aufsichtsrat der Lindener Volksbank gewählt.
Das Winterprogramm von 1939 war auf Alpen-Reisen spezialisiert. Die Angebote von Bangemann standen damals in Konkurrenz zu den Reisen der NS-Organisation "Kraft durch Freude" (KDF).
[Quelle: Firmenarchiv Bangemann]
Im Mai 1943 übertrug die Deutsche Arbeitsfront (DAF) der Firma Bangemann die Abfertigung der Arbeitersonderzüge, die in die während des zweiten Weltkriegs besetzten Länder fuhren. Es wurden Fahrkarten für die An- und Abreise von ausländischen Rüstungsarbeitern ausgestellt wie auch für den genehmigten jährlichen Heimaturlaub. Die Sonderzugreisen führten in das seinerzeitige Protektorat Böhmen-Mähren, die Slowakei, nach Holland und Rumänien. Das machte einige tausend Fahrkarten pro Woche aus, so dass für die anfallende Mehrbelastung zusätzlich leerstehende Räume der Deutschen Bank im selben Hause (Falkenstraße Nr. 1) zur Verfügung gestellt wurden.
Vom Geschäftshaus Falkenstraße Nr. 1 blieb nach dem nächtlichen Bombenangriff vom 8./9. Oktober 1943 nur eine Ruine übrig. Das Foto zeigt die Rückseite von der Hohe Straße aus.
[Foto 1943: Walter Bangemann]
Der zweite Großangriff britischer Bomber auf Hannover in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1943 zerstörte dieses Geschäftshaus sowie auch das Gebäude Jacobsstraße Nr. 1 vollständig.
Daraufhin wurde der Betrieb zunächst im Privathaus Bangemann in der Steckerstraße in Ricklingen provisorisch weitergeführt, bis man in die leer stehenden Räume der Dresdner Bank am Schwarzen Bären (Ecke Deisterstraße/Minister-Stüve-Straße) umziehen konnte. Auch die Räume der Dresdner Bank wurden bei einem Luftangriff am 30. Dezember 1944 beschädigt, konnten aber notdürftig zum Weiterarbeiten hergerichtet werden.
Am 7. April 1945 wurde dort der letzte Kunde bedient. Am 10. April besetzten amerikanische Truppen Hannover. Zwei Monate später, am 12. Juni 1945, durfte das Büro offiziell wieder eröffnet werden.
Ende 1943 wurden dem Reisebüro Bangemann Räume der Dresdner Bank (rechtes Gebäude) am Schwarzen Bären zugewiesen. Auf dem Foto vom Mai 1948 sieht man links Schaukästen mit Reisewerbung, darüber ein zerstörtes Panoramafenster des Jugendstilgebäudes "Schwarzer Bär", das 1944 durch Brandbomben völlig ausgebrannt war.
[Quelle: Firmenarchiv Bangemann]
Die Inneneinrichtung im Mai 1948
[Quelle: Firmenarchiv Bangemann]
Die Firmenchronik gibt noch einiges her: Im Oktober/November 1945 beteiligte sich Bangemann an der ersten Nachkriegsausstellung in Hannover (Titel: "Der neue Weg") im Hochbunker an der Bothfelder Straße, ebenso an der zweiten Ausstellung mit der Bezeichnung "Niedersachsenschau Planen und Schaffen".
1946 fuhr man mit einem eigenen Bus im Linienverkehr nach Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld im Harz, später über Magdeburg und Halle nach Leipzig. Die Firma war Generalvertretung für den Busverkehr von Hannover nach Stahnsdorf in Ostberlin ("Stahnsdorf-Express") sowie für die Strecke Hannover - (Walkenried/Ellrich) - Erfurt - Weimar - Jena (VEB/Volkseigener Betrieb Thüringen).
Der erste Privatreisebus von Bangemann nach dem Krieg, ein Borgward, wurde - wie hier 1947 - für den Linienverkehr in den Harz eingesetzt, zum Teil auch für den Werksverkehr der Conitnental Gummiwerke.
[Quelle: Firmenarchiv Bangemann]
1948 eröffnete das Reisebüro Bangemann einen großen, repräsentativen Reisepavillon auf dem Messegelände in Laatzen.
Die Dresdner Bank wollte wieder in ihre eigenen Räume am Schwarzen Bären zurück. Für einige Zeit teilte man sich noch den Bereich: Für jede Partei den halben Tresen, den Tresor gemeinsam. Die 'Dresdner' beabsichtigte aber, irgendwann ihren Laden wieder für sich zu haben.
Neubau des Geschäftshauses Falkenstraße Nr. 4-6 im Oktober 1949
[Quelle: Firmenarchiv Bangemann]
Familie Bangemann einigte sich mit der betagten Frau Müller, der die Grundstücke der im Krieg zerstörten Häuser Falkenstraße Nr. 4 und Nr. 6 gehörten, auf eine Leibrente. Bangemann baute daraufhin das neue Geschäftshaus Falkenstraße Nr. 4-6, wo das Reisebüro am 13. April 1950 offiziell einzog. Die Finanzierung erfolgte mit Hilfe der Deutschen Post, die im Gegenzug für ihre Mitarbeiter das Belegungsrecht in den beiden oberen Etagen erhielt.
Das Gebäude gehört bis heute der Familie Bangemann/Rudolph. Es beherbergt eine Filiale der FIRST-Reisebürokette, die von Manfred Rudolph als einem der Hauptinitiatoren ins Leben gerufen worden war und die heute zum TUI-Konzern gehört.
Das Geschäftshaus in der Falkenstraße
[Foto um 1970: Horst Bohne]
Im Jahr 1952 wurden erstmalig nach dem Krieg wieder Pauschalreisen in das Ausland angeboten.
[Quelle: Privatarchiv Horst Bohne]In den Jahren 1952/53 war Varazze an der italienischen Riviera der "Zielort Nr. 1" von Bangemann. Hier erwartet eine Reisegruppe auf dem Bahnhof von Varazze die Einfahrt des Zuges für die Heimfahrt.
[Quelle: Firmenarchiv Bangemann]
Manfred Rudolph hatte die Tochter Vera des Mitinhabers Walter Bangemann (der „Junior") geheiratet. Er hatte in Göttingen seine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann abgeschlossen, war dann im Reisebüro Hartmann in Düsseldorf tätig gewesen und hatte bei einer Studienreise seine spätere Ehefrau Vera Bangemann kennen gelernt.
Manfred Rudolph im Jahr 1999 an seinem 60. Geburtstag
Für die Firma Bangemann war das ein Glücksfall. Manfred Rudolph konnte bald seinem Schwiegervater Walter Bangemann viel Arbeit abnehmen und wurde neben Günter Kahn Geschäftsführer der SCHARNOW-REISEN. Diese waren 1954 von den Gesellschaftern Reisebüro Scharnow (Bremen), Essener Reisebüro Gmbh, Reisebüro Bangemann (Hannover) und Ferienreisen GmbH Bielefeld (Reisebüro Walter Kahn, Braunschweig) als Touristikzentrale in Hannover gegründet worden.
Horst Bohne vom Reisebüro Bangemann, Autor dieser Firmengeschichte, war übrigens der erste arbeitende Angestellte der SCHARNOW-REISEN in der neuen Zenrale in der Kurt-Schumacher-Straße. Er hatte 1953 das Arbeitskonzept für die Firmengründung, das von den vier Geschäftsführern auf einem Diktiergerät vorbereitet worden war, an einem Wochenende zu Hause auf der Schreibmaschine - mit entsprechenden Durchschlägen für die beteiligten Inhaber - geschrieben; denn die Sekretärin sollte das als „top secret" behandelte Unternehmen nicht vorab mitbekommen. Es ging schließlich um ein Konkurrenzunternehmen zur TOUROPA. Deren Geschäftsführer Dr. Degener war ein alter Freund von Willy Scharnow.
Die erste Betriebsstätte der neu gegründeten SCHARNOW-REISEN befand sich von 1954 bis 1958 in der Kurt-Schumacher-Straße Nr. 15 in der dritten Etage (siehe hellgelbe Markierung).
[Foto 2009: Horst Bohne]
Erster Reiseprospekt der SCHWARNOW-REISEN vom Sommer 1954
[Quelle: Privatarchiv Horst Bohne]
Zur Einarbeitung der bisherigen Bangemann-Programme in das nun neue SCHARNOW-Programm wurde Horst Bohne vom Reisebüro Bangemann für ein dreiviertel Jahr an die SCHARNOW-REISEN ausgeliehen. Und die wurden ein Erfolg! Es war im Zuge des steigenden Reisebedarfs gewissermaßen eine natürliche Entwicklung. Statt der lokalen Einzelveranstalter in Hannover, Bremen, Essen, Bielefeld und Braunschwieg gab es jetzt einen "globalen" Reiseveranstalter, der all die einzelnen Angebote in einem Katalog anbieten konnte.
Die Bangemann-Filiale in der Bahnhofstraße Nr. 14 - neben den beiden in der Falkenstraße und der Lister Meile die Dritte im Bunde - wurde 1952 eröffnet.
[Foto 1967: Horst Bohne]
Die Firma Bangemann hatte schon früh, nämlich im Jahr 1949, eine Filiale beim Lister Platz in der damaligen Celler Straße Nr. 68 - heute Lister Meile Nr. 78 - eröffnet. Nicht viel später war das Reisebüro auch in der Bahnhofstraße Nr. 14, im Neubau der Buchhandlung Schmorl & von Seefeld, präsent - zuerst als Untermieter im Ladenlokal der hp/Hannoversche Presse, wo man dann bald Hauptmieter wurde.
Diese drei Bangemann-Filialen zählen nach wie vor zu den umsatzstärksten Büros unter den Reiseveranstaltern in der gesamten Bundesrepublik. In einem Jahr belegten sie im Umsatz die Plätze 1, 2 und 4 bei den HUMMEL-REISEN, wobei das dritte Bangemann-Büro (Lister Meile) knapp hinter dem HUMMEL-Gesellschafter 'Reisebüro Strickrodt' platziert war, also eigentlich dem Konkurrenten. Mit nur ganz wenig zusätzlichen Buchungen wäre es auch noch die Nummer 3 geworden. Also drei Bangemann-Büros an erster Stelle bei der Konkurrenz HUMMEL-REISEN!
Der Gründer und Seniorchef Heinrich Bangemann im Jahr 1961 an seinem 80. Geburtstag
[Quelle: Firmenarchiv Bangemann]
Es gab inzwischen eine ganze Reihe von Reiseveranstaltern, die auf dem Markt tätig waren. Nicht jeder konnte ein ganzes Flugzeug füllen. Man versuchte, sich beim Einkauf der Hotel- und Flugplätze gegenseitig zu überbieten. Aber warum eigentlich? So wurde am 13. November 1968 eine gemeinsame TUI gegründet, die 'Touristik-Union-International', eine Einkaufsgesellschaft, die für all diese Einzelveranstalter den gemeinsamen Einkauf von Hotelbetten und Flugplätzen erledigte. Da man sich nicht mehr gegenseitig überbieten musste, hatte die TUI mit ihrem sehr großen Volumen ganz andere Möglichkeiten.
Anschliessend wurde weiter "koordiniert". Beim Abflug gab es am Flughafen einen gemeinsamen TUI-Schalter für die Gäste von SCHARNOW, TOUROPA, HUMMEL-REISEN, TRANSEUROPA, Dr. TIGGES usw. Im Flugzeug wurden die Gäste dann wieder im Namen der einzelnen Veranstalter begrüsst. Am Flughafen Palma auf Mallorca stiegen jedoch alle Gäste in einen TUI-Bus, der sie in die einzelnen Hotels brachte. Was sollte das?
Letztlich gaben die jeweiligen Reiseveranstalter - mit viel Bedenken - ihren eigenen Namen auf und firmierten ab jetzt unter 'TUI-Reisen'. Die "Tochter" TUI war damit zur "Mutter" der bisherigen Einzelveranstalter geworden.
1982 wurde die neue TUI-Zentrale in der Karl-Wiechert-Allee Nr. 23 bezogen.
[Foto 1983: Horst Bohne]
In Hannover gab es zu der Zeit drei große Reisebüros: Hapag-Lloyd, Bangemann und Strickrodt. Bangemann existierte seit 1923. Hapag-Lloyd war Gesellschafter der TOUROPA in München, Bangemann Gesellschafter und Mitbegründer der SCHARNOW-REISEN, Strickrodt Gesellschafter und Mitbegründer der HUMMEL-REISEN. Die Reisebüromitarbeiter tauschten abends nach Büroschluss ihre Tagesbuchungszahlen aus und wetteiferten, die Kollegen-Konkurrenz zu überbieten. Was hieß da schon "Überstunden"? Bis in die späte Nacht hinein wurde geklotzt, um die Tagesarbeit zu erledigen.
Bereits die alten Römer wussten: Kannst du deinen Feind nicht besiegen, dann heirate ihn! Warum sollten sich Bangeman und Strickrodt bei der Übernahme eines Reisebüros im Flughafengebäude gegenseitig zu Gunsten des längst maroden Vorinhabers überbieten? Man regelte die Übernahme besser gemeinsam, hatte jeweils halbe Miete und Personalkosten bei gleichem Erfolg. Das war der Grundstein zur 'Strickrodt & Bangemann GmbH' für weitere gemeinsame Aktivitäten. Und irgandwann kam dann auch noch Kahn dazu, der Gesellschafter aus der ehemaligen SCHARNOW-REISEN-Zeit. Daraus wurde die BS&K - Bangemann, Strickrodt und Kahn. So entstand unter gemeinsamer FIRST-Ägide ein Großunternehmen der Touristikbranche, das mit Büros selbst in München, dem Rheinland und - nach Öffnung der innerdeutschen Grenze - auch in mehreren Städten der neuen Bundesländer vertreten ist.
Später ist es schwierig, eine Zeitgeschichte zu schreiben. Wie überall in der globalisierten Welt geht es weniger um Arbeitskraft und Produktion, als vielmehr um die Verschiebung von Kapitalien zur Gewinnmaximierung für die Anleger. Die PREUSSAG, einst Marktführung unter anderem im Rohstoff- und Energiebereich, wandelte sich vor einigen Jahren zur TUI/Touristik Union International.
Dazu gehören jetzt die Touristik mit Hotelketten sowie auch der Flug- und Schiffsbereich (u.a. Hapag-Lloyd). Arbeitsbereiche wurden nach London und Indien verlegt. Weitere Beteiligungen erfolgten in den Niederlanden, in Belgien, in Russland. Man findet nicht mehr durch. Die Zeitungen bringen immer wieder Nachrichten über Kapitalverschiebungen. Was gehört zur Zeit wem? Aktienpakete werden hin und her geschoben. Ein norwegischer Reedereikönig hat größere Anteile am TUI-Paket erworben und will Aufteilungen und Verkäufe im Schifffahrtsbereich. Gänzlich neue Vertriebswege werden durch das Internet mit seinen Möglichkeiten erschlossen.
Die Reisebüros haben es schwer und schwerer, seit die Entscheidungsträger vor allem für ihre Kapitalanleger Kosten senken und Erlöse erhöhen müssen. Die Verkaufsprovisionen, Lebensgrundlage der Reisebüros, die schon immer viel zu viel ihrer Leistungen unentgeltlich weitergegeben haben, werden ständig gekürzt oder gänzlich gestrichen.
Ein Rückblick auf "familiäre Zeiten": Die Belegschaft des Reisebüros Bangemann am 26. September 1955 in den Räumen in der Falkenstraße. Anlass war die Verleihung des 'Verdienstkreuzes am Bande' an den Seniorchef Heinrich Bangemann.
[Quelle: Privatarchiv Horst Bohne]
Bangemann hatte unter Manfred Rudolph massgeblich zur Gründung der FIRST-Reisebürogruppe beigetragen, einer der effizientesten Reisebürogruppen der Bundesrepublik. Diese Gruppe wurde - sehr günstig - an die West LB/Westdeutsche Landesbank verkauft. Danach kam sie zur TUI, zu der sie heute noch mit dem alten FIRST-Logo im Bereich der 'TUI-Leisure Group' gehört. Da kenne sich mal einer aus! Selbst alte Hasen müssen passen.
Trotzdem: Eine Wurzel der Reisebranche nahm in Ricklingen und Linden ihren Ausgang. Und von Linden geht es immer noch hinaus in die große weite Welt!
[Eingestellt am 21.07.2009; zuletzt geändert am 23.01.2016]
Gebäude, Institutionen, sonstige Einrichtungen
- Reisebüro Bangemann, Falkenstraße 4-6, Hannover