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Die Benther Berg-Terrassen
Beitrag zur Dorfchronik von Benthe von Hans-Erich Wilhelm
mit einem Vorwort von Horst Bohne
Gemälde der Anlage der Benther Berg-Terrassen, Name des Künstlers durch Brandschaden nicht mehr ermittelbar.
Das Gemälde wurde nach dem Brand von 1975 aus der Ruine der Benther Berg-Terrassen gerettet.
Vorwort von Horst Bohne
Als Relikte aus der Eiszeit gab es auch im Stadtbereich von Hannover einige kleine Sandhügel, an die Straßenbezeichnungen wie 'Schneiderberg' oder 'Nackenberg' heute noch erinnern („Ahrberg“ gehört nicht dazu, obwohl dort bergeweise Würste produziert wurden). Der Sand dieser ehemaligen Erhebungen ist längst anderweitig verwendet worden, und trotz der Namen sind die Bereiche dort ebenso platt wie die übrige Stadt auch. Lediglich in der Nordstadt ist ein Sandhügel verblieben, nämlich zwischen Oberstraße und 'Am Judenfriedhof'. Er diente als jüdischer Friedhof und existiert noch heute. Auch dort wurde früher Sand abgegraben und fortgeführt, bis das dann auf königlichen Befehl hin bei hoher Strafandrohung untersagt und der Friedhof mit einer großen Mauer umgeben wurde.
In Linden jedoch haben wir einen „richtigen“ Berg mit immerhin 89 m Höhe über dem Meeresspiegel. Da er aus felsigem Kalkgestein besteht, nennen die dortigen Kleingärtner ihre Kolonie denn auch stolz „Lindener Alpen“. Die Gartenwege laden zu netten Spaziergängen ein, aber zu einer richtigen Wanderung ist der Lindener Berg nun doch nicht geeignet, zumal ihm auch ein zünftiger Wald fehlt. Der erscheint jedoch im nahen Blickfeld, wenn man vom Lindener Berg aus in südwestliche Richtung blickt.
Dort sieht man beim Dörfchen Benthe den Benther Berg mit seinem langgezogenen Rücken - vom Velber Holz bis hin zum Erichshof an der B 65. Dieser war nun lange Zeit und häufig das Ziel für eine Sonntagswanderung mit der ganzen Familie durch die hohen Buchenhallen.
Aus den westlichen Stadtteilen Linden – Limmer - Davenstedt – Badenstedt pilgerten am Wochenende bei schönem Wetter ganze Heerscharen zum Benther Berg, aber auch aus der Südstadt und anderen Stadtteilen wurden Besucher angelockt. Wer nicht so gut zu Fuß war, konnte sich der Straßenbahnlinie 10 bedienen (nicht zu verwechseln mit der heutigen "10" nach Ahlem), die von Hannover über Gehrden nach Barsinghausen führte und bei den „Sieben Trappen“ eine Haltestelle hatte. Von der aus war es nur noch ein Katzensprung bis zum „Benther“, wie der Bergzug im Volksmund kurz genannt wurde. In Limmer versuchte der Wirt vom Kurhaus Limmerbrunnen ein wenig von den Wanderern zu profitieren, indem er auf einer von ihm herausgegebenen kolorierten Postkarte warb: „Kürzester Weg zum Benther Berg“.
Manche Familie hatte aus Kostengründen Picknick-Proviant mitgeführt, aber wer es sich leisten konnte, kehrte in der Waldgastwirtschaft 'Erichsruh' (später 'Benther Berg-Terrassen') zum gepflegten Mittagessen oder zu Kaffee und Kuchen ein. Für das Familienoberhaupt vielleicht auch zu einem frischen Bier mit bodenständigem Korn oder einer Waldmeister-Bowle für die Damen. Die Schnapsbrennerei in Ditterke war nicht weit entfernt („Ditterker Korn“).
Zum Abend wechselte das Publikum: Jetzt waren Musik und Tanz angesagt. Und wenn man sich heute mit älteren Mitbürgern unterhält und der Name 'Benther Berg-Terrassen' fällt, geraten manche ins Schwärmen, hatten sich doch dort oft Kontakte ergeben, die nicht selten zur späteren Ehe führten.
Nun erinnern im dortigen Wald nur noch ein paar Ruinen an die Stätte ehemals ausgelassener Fröhlichkeit, zerbrochene Steintreppenreste, alte Fundamente, verbogene Eisengeländer. 1975 war alles abgebrannt.
Reste der Waldwirtschaft, nach dem Brand 1975 im Wald verblieben. Fotos: Horst Bohne 2013
Der folgende Beitrag von H.-E. Wilhelm in der Benther Ortschronik schildert die wechselvolle Geschichte des Platzes und lässt sicherlich bei dem einen oder anderen Erinnerungen an eigene Erlebnisse aus der damaligen Zeit wieder aufleben. Hans Erich Wilhelm lebt nicht mehr, doch seine Witwe hat die Genehmigung erteilt, die Aufzeichnungen ihres verstorbenen Gatten hier zu veröffentlichen, und dafür gilt ihr im Namen der Leser großer Dank.
Heimatfreund Wilhelm Kulke mit einem Originalmilchkännchen aus der Hinterlassenschaft der Benther Berg-Terrassen. Foto: Horst Bohne
Weiterhin gilt Dank dem Benther Heimatfreund Wilhelm Kulke für Informationen und die Wiedergabe des Gemäldes der 'Benther Berg-Terrassen'.
Dem Original-Beitrag sind zwei Fotos hinzugefügt. Sie sind mit der entsprechenden Quelle gekennzeichnet.
Am Anfang ein Getränkestand, später Restaurant
BENTHER BERG TERRASSEN
von Hans-Erich Wilhelm
aus:
Beiträge zur Chronik des Dorfes Benthe (1990)
Joh. Georg Ernst Rehbocks Getränkestand im Walde am früheren Picknickplatz der hannoverschen Fürstengesellschaft fand bei Wanderern und Spaziergängern großen Zuspruch, zumal es die erste und einzige Möglichkeit war, auf dem Benther Berg Getränke zu erhalten.
Rehbock, gelernter Stellmacher,wohnte nach seiner Heirat im Jahre 1860 mit Sophie Emilie Schmedes, geb. Reinecke, und seiner Familie noch 16 Jahre im Hause des Restaurants WILLKOMMEN IM GRÜNEN, Hof Nr. 27. Er vervollständigte1867 den Getränkestand durch eine Veranda. Im Jahre 1879 baute Rehbock ein Wohnhaus mit Gasträumen und Saal und zog mit seiner Familie dort ein. Wie im Pachtvertrag mit Erich Friedrich Ludwig von Lenthe festgelegt, nannte er das Restaurant ERICHS RUH. Um dem ständig steigenden Besucherdrang auch bei schlechtem Wetter und im Winter gerecht werden zu können, vergrößerte Rehbock die Gasträume 1894 um eine große separate Glasveranda.
Gegen die Errichtung einer "Halle" oder eines "Saales" durch Ernst G. Rehbock hat die Gemeinde Benthe sich von Anfang an gewehrt, allerdings erfolglos. Der auf Lenther Gemeindegebiet gebaute "Pavillon" hat wenige Jahre später zu Protesten der Gemeinde, vertreten durch E. von Lüpke, W. Braband, H. Flebbe, W. Basse und H. Schmedes geführt. Sie warfen Rehbock vor, "daß nämlich die ... zweite Wirtschaft, so unmittelbar bei Benthe belegen, den nachhaltigsten moralischen Einfluß auf die Dienerklasse des Dorfes" hätte. Es vergingen kein Sonntagnachmittag und -abend, wo man nicht "bis spät in die Nacht den größten Theil der jungen Leute dort oben am Berge finden" könne. Es würde "dadurch den Höfewirten mancher Ärger resp. Schaden zugefügt". Am 10. Juni 1868 wurde Rehbock ernsthaft verwarnt, und der Gendarm Mohr wurde zur Überwachung angehalten. [HStArch Hann 74 Wennigsen 499]
Zwei Jahre später ließ er für sich die "Villa Rehbock" in der Nähe der Sieben Trappen erbauen.Die Villa verkaufte er 1907 an den Landwirt Mange, heute Hermann-Löns-Straße Nr. 18.
Mit dem Bau der Straßenbahn bis zu den Sieben Trappen im Jahre 1896 wuchs nicht nur der Zustrom der Ausflügler nach Benthe, sondern Benthe erhielt auch elektrischen Strom. Für die umfangreichen Restaurationsbetriebe war das ein bedeutender Fortschritt. Die arbeitsaufwändige und gefährliche Beleuchtung mit Petroleumlampen fand ihr Ende. Viele Gäste sollen anfänglich dem anheimelnden Licht der Petroleumlampen nachgetrauert haben.
Zum fünfzigjährigen Bestehen des Betriebes im Jahre 1913 ließ der Sohn und Erbe Christian Rehbock noch ein zweites Haus rückwärtig an die bisherigen Gebäude anbauen. Wie aus der Abbildung auf Seite 284 zu ersehen ist, hatte Christian Rehbock zur Jubiläumsfeier eine erlesene Gesellschaft geladen. Zu den Gästen von ERICHS RUH zählten schon damals bekannte Persönlichkeiten. Zu ihnen gehörte unter anderen der Oberbürgermeister Tramm aus Hannover, der Mitbegründer des Dadaismus Kurt Schwitters und der Kommandeur des X. Armeekorps Caprivi.
Unmittelbar am Restaurant gab es keine Parkplätze. Die Besucher konnten die Gaststätte ERICHS RUH nur über zwei Zugänge erreichen. Einer von ihnen war mühsam für die Versorgungsfahrzeuge und einen Kutschwagen zu besonderen Notfällen hergerichtet worden. Trotz Bestehen seit 50 Jahren musste das Wasser für den Betrieb immer noch in Tonnen mit Pferdefuhrwerken nach oben transportiert werden. An Sonn- und Feiertagen waren das für den Landwirt Maage schwere, aber auch lukrative Tage, die Tonnen bei den Sieben Trappen zu füllen und nach oben zu kutschieren. Nur wenig wurde für die Hygiene abgezweigt. Das war das Wasser, welches in den Wasserschüsseln bei dem Haus mit dem bekannten Herzchen bereitstand.
Christian Rehbock hatte in den schweren Kriegsjahren und in der folgenden Inflationszeit vielleicht die Freude an seinem Beruf verloren und verpachtete ERICHS RUH 1925 an den Gastronomen R. Kohl, der den Betrieb gut geführt hat. Kohl ließ noch einmal Bohrungen nach Wasser durchführen, leider auch ohne Erfolg.
Im Jahre 1929 verkaufte Christian Rehbock ERICHS RUH an Hermann Werner, Gastwirt und seit 1914 Pächter des bekannten Restaurants DÖHRENER TURM in Hannover. Hermann Werner, 1877 in Ebeleben in Thüringen geboren, war mit Auguste Schmedes aus Benthe verheiratet. Werner und Ehefrau waren sehr erfolgreich. Außer dem Kauf vom ERICHS RUH für ihren Sohn Ernst hatten die Werners dafür gesorgt, dass die beiden älteren Söhne die stadtbekannten WÜLFELER BIERGÄRTEN und den MOND AM ÄGI bewirtschafteten. Der "alte Werner", so nannte man den Vater Hermann Werner, hatte ERICHS RUH für 90.000 Reichsmark erworben.
Erichs Ruh um ca. 1930
Quelle: Archiv Horst Bohne
Trotz wirtschaftlich schlechter Zeit nahm Ernst Werner etliche bauliche Veränderungen vor. So ließ er die 1894 von Ernst Rehbock erbaute Glasveranda, die einer Vergrößerung des Kaffeegartens im Wege stand, abreißen und ersetzte diese durch eine neue, die in Längsrichtung des Grundstückes an der rückwärtigen Grenze in den Wald gebaut wurde. Dadurch konnten die Außensitzplätze, die sich bisher zum größten Teil unterhalb des Restaurants befanden, vor die Veranden in den Wald verlegt werden. Die Sitzplatzzahl weiterte sich wesentlich aus, und der freigewordene Platz konnte zu den Parkplätzen für den sich immer stärker entwickelnden Autoverkehr umgebaut werden. Die Glasveranda erhielt durch einen Tunnel, der von der Spülküche im Keller des Hauptgebäudes ausging, einen Anschluss. Über dem Tunnel wurde eine gläserne, von unten zu beleuchtende Tanzfläche eingerichtet.
Ernst Werner war ein Schlitzohr, wenn sich ihm Schwierigkeiten in der Ausweitung seines Betriebes entgegenstellten. So wird berichtet, dass er den sich reserviert verhaltenden Grundbesitzer zu einem Treffen einlud, um z.B. über die Beseitigung einer großen Anzahl von Tannen zu sprechen, die die Aussicht von der Terrasse ins Land versperrten. Alkoholselig gaben die Gäste ihre Einwilligung. Noch in der Nacht, die Betroffenen hatten kaum das Lokal verlassen, fällten bereitstehende Waldarbeiter die Bäume. Damit fielen auch die Schilder "Hier können Familien Kaffee kochen", die Zeit war hierfür auch zu Ende.
Im Zweiten Weltkrieg musste das Restaurant ERICHS RUH seine Tore schließen. Die gesamten Räumlichkeiten wurden 1943 als Lazarett eingerichtet. Als die Luftangriffe immer stärker wurden, trieben Bergleute aus dem Empelder Kalischacht einen U-förmigen Tunnel unter den Parkplatz des Restaurants. Dieser diente bei Fliegeralarm als Bunker für die Kranken und das Pflegepersonal des Lazaretts.
Nach dem Ende des Krieges brachen über das Haus böse Stunden herein. Die Soldaten flüchteten aus dem Lazarett, und das ganze wurde von befreiten Zwangsarbeitern aus den östlichen Nachbarländern in Besitz genommen. Im Befreiungstaumel wurden viele Einrichtungsgegenstände zerstört und der Saal durch ein offenes Feuer stark beschädigt. Nach Normalisierung der Lage richtete die englische Militärregierung schließlich ein Kinderheim im Haus ein. Eine große Anzahl durch die Vertreibung im Osten elternlos gewordener Kinder fanden im Heim erste Aufnahme. Viele Schicksale hat das Haus erlebt.
Erst Weihnachten 1948 wurde das Restaurant wieder eröffnet, und sehr bald lief der Ausflugsverkehr wie in alten Zeiten. In den ersten Jahren waren allerdings erschwerte Umstände. Der Erwerb von Getränken, Tabakwaren und Essen litt noch unter den Folgen des Krieges. So wurden Lebensmittel bis Februar 1950 auf Marken zugeteilt, und man musste für ein Menü im Restaurant Lebensmittelmarken abgeben. Alkohol wurde in den ersten Nachkriegsjahren meist in Eigenfabrikation aus Zuckerrüben hergestellt, für Veranstaltungen sogar in Gaststätten und Restaurants mitgenommen. Für Vereinsabende mussten zum Heizen von Klubzimmern verschiedentlich Briketts mitgebracht werden. Die Vergnügungssucht erreichte dennoch ungeahnte Formen; ein Nachholbedarf von sechs Kriegsjahren. Durch die Währungsreform im Jahre 1948 normalisierte sich das Wirtschaftsleben nach und nach. DIE BENTHER BERGTERRASSEN, so nannte sich das Restaurant ERICHS RUH inzwischen, luden am Mittwoch, Sonnabend und Sonntag mit einer Hauskapelle von fünf Musikern zum Tanz ein. Der Andrang von Tanzfreudigen von nah und fern nahm unvorhergesehene Ausmaße an. Der große Saal hatte Platz für viele Tanzpaare. Bei schönem Wetter tanzte man im Freien, auf der gläsernen, von unten beleuchteten Tanzfläche, die aus den dreißiger Jahren stammte.
Ernst Werner musste immer wieder für die Vermehrung von Sitzplätzen sorgen. Dies führte dazu, dass die BENTHER BERG TERRASSEN im Sommer 1.500 Gästen Sitzgelegenheiten im Freien boten. Im Saal und in den Veranden standen in beheizbaren Räumen nochmals 750 Sitzplätze zur Verfügung. Der derzeitige Geschäftsführer Erich Schmidbauer weiß zu berichten, dass an schönen Sommertagen zirka 250 dreiteilige Mittagsmenüs, 500 Liter Kaffee (nämlich 3.000 Tassen), 2.000 Stücke Kuchen, 2.000 Portionen Speiseeis, 1.200 Gläser Berliner Weiße, 1.000 Flaschen Limonade oder Säfte neben dem Bier, sowie 500 verschiedene kalte und warme Speisen verkauft und serviert wurden. Dies Geschäft bewegte sich in verhältnismäßig wenigen Stunden, nämlich das große Geschäft zwischen 12.00 und 20.00 Uhr. Ein Heer von Küchenbediensteten und Kellnern musste bereitstehen. Bei zu erwartendem schönen Wetter mussten an Sonn- und Feiertagen 1.500 Stühle und die zugehörigen Tische gesäubert und gedeckt werden. Zum Vorbereiten und für das Bedienen der Gäste mussten zum Teil große Wege zurückgelegt werden. Die letzen Tische und Stühle standen an der Grundstücksgrenze zum Übergang nach Everloh. Die Kellnerinnen und Kellner dieses Bereichs wurden daher die "Everloher" genannt. Besonders sie hatten, wie man von Betroffenen hören kann, vom Schleppen der großen Tablette mit schwerem Geschirr abends lahme Arme. Ein Gewitter am Mittag oder unerwarteter Regen machte oft die ganzen Vorkehrungen zunichte oder überflüssig, besonders ärgerlich war es um die Vorbereitungen in der Küche oder am kalten Büfett. Kühleinrichtungen in der heutigen Form gab es noch nicht, lediglich einen Eiskeller. Anfänglich wurde der Eiskeller von den Benther Teichen vollgepackt, und er musste bis zum nächsten Winter die nötige Kälte spenden. In neuerer Zeit bezog man jeweils am Wochenende 20 Stangen Klareis von der Brauerei.
Die vorzügliche Küche, die gepflegten Getränke und die stets für gute Stimmung sorgende Hauskapelle garantierten auch an besonderen Festtagen ein volles Haus. Für die Sylvesterfeier buchte man vorsichtshalber gleich ein Jahr im voraus. Hierbei nahm man in Kauf, dass man eingeengt sitzen musste und beim Essen Schwierigkeiten hatte. Auch für Hochzeiten, Konfirmationen, Firmenjubiläen und Feiern studentischer Verbindungen waren die BENTHER BERG TERRASSEN sehr gefragt. Weltbekannt wurden die BENTHER BERG TERRASSEN über die Messegäste; dieser großzügige Gästekreis brachte in den fünfziger und sechziger Jahren ungeahnte Umsätze.
Im Laufe der Jahre verlagerte sich der Zustrom der Gäste immer mehr von der Straßenbahn auf den privaten Autoverkehr. Die Parkplätze reichten an Sonn- und Feiertagen nicht aus, ein Parkwächter musste für Ordnung sorgen. Die Straßen in Benthe wurden stark belastet, und zwar nicht zur Freude der Benthener Gemeindeverwaltung. Denn der größte Teile der aufkommenden Gewerbesteuer floss nach Lenthe und Northen, weil das Gelände des Restaurants zu diesen Gemeinden gehörte. Erst im Jahre 1950 kam das Gelände durch Verhandlungen im Austausch zu Benthe. Lenthe und Northen erhielten weiterhin einen bestimmten Prozentsatz von der Gewerbesteuer als Ausgleich.
Die Gaststätte um 1955
Quelle: Hilke Geisler
Vor dem Krieg wurden hauptsächlich Aushilfskräfte beschäftigt. Die betriebliche und tarifliche Entwicklung veränderten diesen Zustand. So wurden in den fünfziger und sechziger Jahren ungefähr 15 Vollarbeitskräfte gehalten. Die Tariflöhne lagen anfänglich sehr niedrig. Eine Frau beim Abwasch bekam einen Stundenlohn von 0,75 DM, ein Musiker den viel beneideten Satz von 4,00 DM. Eine Tasse Kaffee kostete zu dieser Zeit -,64 DM plus Mehrwertsteuer und Bedienungsgeld. Die wirtschaftliche Anbindung an Benthe war für den Ort von großer Bedeutung, zumal Bäckereien, Fleischer und Gemüsehändler die Lieferanten des Betriebs waren.
Ernst Werner starb im Alter von nur 54 Jahren in dem sich anbahnenden Strukturwandel im Jahre 1960. Ein schwerer Schlag für das Unternehmen, der sich mehr als erwartet in der Zukunft auswirkte. Je mehr Wohlstand in der Bevölkerung wuchs, veränderte sich auch die Verhaltensweise. Die Ansprüche an die Freizeit stiegen, das Fernweh wuchs und fand durch zunehmende Motorisierung seine Verwirklichung. Die strengen Gesetze gegen den Alkoholmissbrauch am Steuer ließen den Verzehr auf ein Minimum absinken, wenn man überhaupt noch zu fröhlichem Tanz nach Benthe fuhr. Hierzu kamen die Auswirkungen durch den Rundfunk und vor allem durch das Fernsehen, die in vieler Hinsicht die Lebensgewohnheiten verändert haben. Die Jugend fand in den althergebrachten Ausflügen und am Tanz keine Freude und wandte sich den modernen Tänzen bei Partys und in den Diskotheken zu. Mit den abnehmenden Besucherzahlen, vielleicht auch durch eine nicht rechtzeitige Einstellung auf die veränderten Verhältnisse stiegen die Kosten im Verhältnis zu den Umsätzen. Da nutzte auch die weit in Calenberger Land ragende Leuchtreklame nichts mehr.
Die einst so zugkräftige Hauskapelle trat alsbald nur noch an Sonn- und Feiertagen auf, da sich ihr Einsatz am Mittwoch nicht mehr lohnte. Diese Entwicklung setzte sich über mehrere Jahre fort. Es war sehr deprimierend, wenn immer mehr weniger Gäste kamen und die großen Räume immer leerer wurden. Nach über hundertjährigem Bestehen wurden die BENTHER BERG TERRASSEN im Jahre 1974 geschlossen, die unglücklicherweise am 27. Dezember 1975 völlig niederbrannten. Die Ruinen sind erst im Jahre 1989 abgebrochen worden.
Nicht nur die Benther bedauerten das Ende des traditionsreichen und für den Ort so bedeutenden Restaurants. Auch viele Hannoveraner und Freunde der Umgebung , insbesondere die Älteren, trauerten der Schließung der BENTHER BERG TERRASSEBN nach. Viele unvergessene Stunden hängen daran. Ja, wie man immer wieder hört, hat der Besuch des Restaurants oft Schicksal gespielt, z.B. wenn der Lebenspartner hier gefunden worden ist.
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Ein weiterer Platz aus der hannoverschen Geschichte ist nur noch Vergangenheit. Trotzdem sollte er nicht vergessen werden, hat er doch einen wesentlichen Teil des Lebens zu seiner Zeit geprägt.
Der Name 'Benther Berg-Terrassen'existiert jedoch weiterhin, denn das nur wenige Schritte vom im Wald verfallenden Gaststättengelände entfernte 'Hotel Benther Berg' verwendet ihn in Hinsicht auf seine Veranda mit Terrasse. Der Traditionsname hat offensichtlich immer noch Zugkraft.
Terrasse des Hotels Benther Berg
Foto: Aggen GmbH
Das frühere Gasthaus 'Benther Berg' hat sich schon vor vielen Jahren zu einem modernen und komfortablen 3-Sterne-Hotel entwickelt. Es bietet sich heute vor allem für Tagungen und Seminar-Veranstaltungen an. Das "alte" Haus wurde modernisiert, ein "neues Haus" angebaut und nur wenige Schritte entfernt ein neues "Landhaus"mit Einzelzimmern errichtet, das in erster Linie für Teilnehmer an Seminaren o.ä. gedacht ist. Eine große Terrasse übernimmt quasi die Nachfolge der 'Benther Berg-Terrassen'. Sie lädt Besucher zu Kaffee und Kuchen ein, bietet auch bei schlechterem Wetter Schutz und steht z.B. für geschlossene Familien- oder Betriebsfeiern zur Verfügung.
Nach Erstveröffentlichung dieses Artikels sandte Wolfgang Becker vom Netzwerk Archive Linden-Limmer das folgende Bild der kleinen originalen Kaffeekanne, die er 1975 beim Stöbern in den Ruinen der abgebrannten Gaststätte gefunden hatte
Benther Berg-Kaffeekännchen
Quelle: Wolfgang Becker
Horst Bohne
Quellen
Bertram, Otto; Hermann Deiters und Hans-Erich Wilhelm: Beiträge zur Chronik des Dorfes Benthe. Ronnenberg 1990
[Eingestellt am 30.06.2013; zuletzt geändert am 23.01.2016]
Gebäude, Institutionen, sonstige Einrichtungen
- Benther Berg-Terrassen, , Ronneberg (Ortsteil Benthe)