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Der Ihlpohl
Am Westhang des Lindener Berges liegen die einander benachbarten Gartenkolonien "Ihlpohl I" und "Ihlpohl II". Des Weiteren verläuft hier im weiten Bogen eine Straße mit dem Namen 'Am Ihlpohl' von der Bornumer-Straßen-Brücke um den Lindener Berg herum zur Badenstedter Straße. Und außerdem gibt es nahe der Bornumer-Straßen-Brücke die beiden Flurnamen 'Großer Ihlpohl' und 'Kleiner Ihlpohl'.
Neben der Straße "Am Ihlpohl" liegt auch heute ein Teich. Es handelt sich allerdings um ein Regenrückhaltebecken, das nicht mit dem historischen "Ihlpohl" identisch ist.
[Foto 2009: Michael Jürging]
Was hat es mit diesen merkwürdigen Bezeichnungen auf sich? Nun, "Ihlpohl" bedeutet zunächst einmal so viel wie "Egelteich". Genauer gesagt, handelt es sich um ein Gewässer, in dem Medizinische Blutegel - wissenschaftlich Hirundo medicinalis - gehalten wurden. Die Tiere leben wie andere Egelarten auch unter Wasser, wo sie auf Beute warten, an der sie sich festsaugen können. Im Jugendstadium ernähren sie sich von Lurchblut, im erwachsenen Alter gehen sie zu Säugetierblut über.
Wer jetzt an Dracula denkt, der sich begierig in die Hälse unvorsichtiger Zeitgenossen verbeißt und sie so zu Vampiren mutieren lässt, schießt jedoch übers Ziel hinaus. Der Blutegel ist nicht im Stande, einen Menschen ernsthaft zu schädigen, er hat eben nur ein recht spezielles Ernährungsprogramm.
Obwohl die Tiere im üblichen Sinne weder schön noch schmackhaft sind, wurden sie gleichwohl schon seit alters sehr geschätzt. Denn erwiesener Maßen lassen sich mit ihrer Hilfe Entzündungen hemmen und bestimmte Schmerzen lindern. Dazu werden den Patienten die Medizinischen Blutegel auf die maladen Hautstellen gesetzt, wo sie sich festsaugen. Klingt nach Quacksalberei, ist es aber nicht. Auch heute noch wird der Medizinische Blutegel von spezialisierten Firmen gezüchtet und im Gesundheitswesen nutzbringend eingesetzt.
Um die Medizinischen Blutegel bei Bedarf stets frisch zur Hand zu haben, wurden sie früher in einzelnen Tümpeln und Teichen in Ortsnähe gehalten. Die nannte man dann plattdeutsch "Ihlpohl", "Illekuhle" oder ähnlich.
Einen solchen Teich hat es auch unterhalb des Lindener Berges gegeben. Dabei handelt es sich jedoch nicht um das heutige Regenrückhaltebecken, das neben der Straße 'Am Ihlpohl' liegt. Der historische Ihlpohl befand sich etwas weiter südlich. Wir finden ihn in alten Kartenwerken wie der Kurhannoverschen Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts.
In der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1781 ist der 'Ihlpohl' auf halber Strecke zwischen dem Lindener Berg und dem Dorf Bornum dargestellt (siehe Kreis). Die Schreibweise "Ilpol" war damals noch etwas anders als heute.
[Quelle: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Niedersachsen / LGLN]
Bei näherer Betrachtung des Kartenausschnitts wird deutlich, dass der "Ihlpohl" die teichartige Aufweitung eines kleinen, namenlosen Baches war. Dieser Bachlauf war ein Nebengewässer der Fösse und hatte seinen Ursprung an der Stelle, wo jetzt die Bornumer-Straßen-Brücke über die Eisenbahn führt. Der Egelteich lag etwas weiter westlich.
Heute sind das Bächlein und der "Ihlpohl" verschwunden. Nur der Name hat sich vor Ort erhalten.
Quellen
Kurhannoversche Landesaufnahme, Blatt Nr. 122 'Hannover' von 1781, herausgegeben vom Niedersächsischen Landesverwaltungsamt - Landesvermessung, Hannover 1986.
H. Hoopmann: Die Ramlinger "Illekuhle", Unser Kreis, 20. Jahrgang, Nr. 18 vom 31.08.1968.
http://de.wikipedia.org/wiki/Medizinischer_Blutegel
[Eingestellt am 10.12.2009; zuletzt geändert am 23.01.2016]
Gebäude, Institutionen, sonstige Einrichtungen
- Der Ihlpohl, Am Ihlpohl, Hannover (westlich der Bornumer-Straßen-Brücke)